Mit der Verbreitung des Online-Lernens sind Bildungssysteme und die Daten der Lernenden immer stärker gefährdet, da auch Bildungseinrichtungen immer häufiger das Ziel von Cyberangriffen waren. Bildungseinrichtungen auf allen Ebenen verfügen über eine Fülle wertvoller Daten, darunter sicherheitsbezogene, Personen- und Finanzdaten. Datenschutzverstöße können hier zu erheblichen Problemen führen.
Wenn eine Schule oder Universität von einer Sicherheitsverletzung betroffen ist, kann das zahlreiche Folgen haben. Dazu gehören Unterbrechungen des Unterrichts, Gefährdungen für Prüfungen oder auch durchgesickerte Informationen über Forschungsergebnisse oder geistiges Eigentum. Zudem werden Zahlungsplattformen, lokale Sicherheitssysteme und Bibliothekssysteme durch verbundene Geräte gefährdet. Und nicht zuletzt geht es um den Schutz persönlicher, finanzieller und sicherheitsrelevanter Daten der Lernenden. Bildungseinrichtungen müssen daher vor allem für eine robuste digitale Sicherheitsinfrastruktur sorgen, um erhebliche Störungen und finanzielle Verluste zu vermeiden.
- Warum ist der Bildungssektor immer häufiger ein Ziel von Cyberangriffen?
- Rechtliche Rahmenbedingungen für Cybersicherheit im Bildungswesen
- Digitale Sicherheitslösungen für den Bildungssektor
- Bewährte Verfahren für die Implementierung und Aufrechterhaltung einer starken digitalen Sicherheitsinfrastruktur
- Ausgleich von Budgets durch die Planung digitaler Sicherheit
Warum ist der Bildungssektor immer häufiger ein Ziel von Cyberangriffen?
Die Risiken für die Cybersicherheit im Bildungssektor nehmen zu, aber vielen Einrichtungen fehlen die Ressourcen, um ihre bereits vorhandenen Sicherheitslücken zu schließen. Höhere Bildungseinrichtungen gelten als Hauptziel von Angreifern und verzeichneten einen Anstieg von 70%, wohingegen Grund- und Sekundärschulen offenbar ein weniger interessantes Ziel darstellen. Allerdings verzeichnen Bildungseinrichtungen insgesamt einen Anstieg von 105% bei Ransomware-Angriffen.
Es gibt mehrere Gründe für die vermehrten Angriffe auf den Bildungssektor, aber der Hauptgrund scheint der zu sein, dass sie einfach anfälliger sind. Bildungseinrichtungen haben meist nur geringe Budgets für Sicherheitspersonal und die entsprechende Infrastruktur. Ihre Systeme sind daher oft veraltet und reichen nicht aus. Zudem stehen nicht die personellen Ressourcen zur Verfügung, um auf Schwachstellen zu reagieren, bevor sie sich zu einem ernsthaften Zwischenfall entwickeln.
Die zunehmende Digitalisierung des Lernens verschärft dieses Problem noch, da die Einrichtungen Bring Your Own Device (BYOD)-Richtlinien und vernetzte Geräte wie interaktive Whiteboards und Tablets nutzen. Ein zugänglicher digitaler Ansatz für Lernzwecke ist an sich kein Problem. Aber aufgrund der anfälligen Hybrid- und Altsysteme verfügen sie nicht über die Infrastruktur, um anfällige Zugangspunkte vor Angreifern zu schützen.
Doch auch wenn es schwer ist, das Budget zu erhöhen, kann die Vernachlässigung der Cybersicherheit im Bildungswesen fatale Folgen haben. Der Bereich ist für Cyberangreifer deshalb so attraktiv, weil es enorm viele wertvolle Daten gibt – von geistigem Eigentum bis hin zu persönlichen Daten von Lernenden und Mitarbeitern, nicht zu vergessen die Finanzdaten, insbesondere in höheren Bildungseinrichtungen.
Die Arten von Angriffen auf den Bildungssektor:
Im Bildungssektor gibt es verschiedene Möglichkeiten für böswillige Akteure, Schwachstellen in Netzwerken oder menschliches Versagen auszunutzen:
- Phishing: Der häufigste Angriffstyp im Bildungssektor im Jahr 2024 nutzte bösartige Links sowie Social Engineering, um Daten von Lernenden und Bildungsdiensten abzugreifen. Microsoft hat auch vor der zunehmenden Nutzung von QR-Codes gewarnt, die als Flugblätter mit Informationen über den Campus oder Schulveranstaltungen getarnt sind und mobile Geräte zum Ziel haben.
- Ransomware und Malware: Wird von Angreifern verwendet, um Systeme als „Geiseln“ zu nehmen und den Systemzugang durch Fernzugriff und Verschlüsselung unmöglich zu machen, bis eine Lösegeldzahlung erfolgt ist.
- Distributed Denial of Service (DDoS): Überlastet mithilfe von Software durch hohes Verkehrsaufkommen die Server von Bildungseinrichtungen und bringt sie zum Absturz, so dass sie bis zur Lösegeldzahlung unbrauchbar sind.
Rechtliche Rahmenbedingungen für Cybersicherheit im Bildungswesen
Auch wenn die Gefahr von Cyberangriffen zunimmt, ist der Bildungssektor nicht schutzlos. Weltweit gibt es verschiedene rechtliche Rahmenbedingungen, die für eine robusteren digitalen Sicherheit auf dem Bildungssektor sorgen sollen. Wir betrachten nun einige Beispiele dazu.
Die Regierung der Vereinigten Staaten schreibt rechtliche Rahmenbedingungen vor, an die sich Bildungseinrichtungen halten müssen, um die Daten von Lernenden und Finanzdaten zu schützen. Der Family Educational Rights Act (FERPA), also das Gesetz über die Rechte von Schülern und Studenten, schützt die Privatsphäre aller Schüler vom Kindergarten bis zum Abschluss der High School, und es gilt auch für Hochschulen, die vom Bildungsministerium finanziert werden.
Der Gramm-Leach-Bliley Act (GBLA) verpflichtet auch andere Institutionen zum Schutz der Finanzdaten von Verbrauchern. Darunter solche, die Finanzdienstleistungen anbieten, und Hochschulen, die Informationen über die Zahlung von Studiengebühren aufzeichnen oder Finanzhilfeleistungen anbieten. Im US-Bundesstaat Kalifornien gibt das kalifornische Verbraucherschutzgesetz namens California Consumer Protection Act (CCPA) den Verbrauchern die Kontrolle über die Weitergabe ihrer Daten. Dieses Gesetz gilt auch für Bildungseinrichtungen.
Im Vereinigten Königreich und in der EU schützt die Datenschutzverordnung (DSGVO) Daten, indem sie sicherstellt, dass nur die notwendigen Daten erhoben werden und dass die entsprechende Zustimmung erteilt wurde. Zudem müssen sie ausreichend geschützt werden und dürfen nur eine begrenzte Aufbewahrungsfrist haben. Dies gilt für unterschiedlichste Organisationen, einschließlich Bildungseinrichtungen.
Digitale Sicherheitslösungen für den Bildungssektor
- Automatisierung und Lebenszyklusmanagement von Zertifikaten: IT-Teams in Bildungseinrichtungen haben oft nur begrenzte Ressourcen und können mit der manuellen Verwaltung von Zertifikaten überfordert sein. Ihre Aufmerksamkeit wird dadurch von anderen Projekten oder der Sicherung von Schwachstellen abgelenkt, was nicht zuletzt Hochschuleinrichtungen betrifft. Durch die Implementierung von Lebenszyklusmanagement von Zertifikaten und automatisierten Lösungen wie Certificate Automation Manager können IT-Teams ihre Ressourcen verteilen und sicherstellen, dass Zertifikate ohne Verzögerungen oder das Risiko menschlicher Fehler ausgestellt, erneuert und widerrufen werden.
- E-Mail-Sicherheit und S/MIME: Obwohl die größte Sicherheitsbedrohung für Bildungseinrichtungen durch Phishing und Social Engineering besteht, müssen dies Einrichtungen auch ihre E-Mail-Systeme schützen. S/MIME-Zertifikate verschlüsseln den Inhalt einer E-Mail, so dass nur die vorgesehenen Adressaten darauf zugreifen können. Dabei wird die Identität des Absenders überprüft und die Authentizität und der Schutz der Kommunikation von Schulen und Universitäten kann gewährleistet werden.
- Document Signing: Vor allem forschungsbezogene und akademische Dokumente machen Universitäten zu einem attraktiven Ziel für Angreifer. Aber auch Dokumente mit finanziellen oder persönlichen Daten und Studentenakten machen jede Bildungseinrichtung interessant. Document Signing-Lösungen helfen, die in diesen Dokumenten enthaltenen Daten zu schützen, da sie durch Verschlüsselung einen eindeutigen digitalen „Fingerabdruck“ erstellen, der die Identität des Unterzeichners und die Echtheit des Dokuments bestätigt.
- Authentifizierung für mobile Geräte: Aufgrund der zunehmenden Verbreitung von Fernunterricht und hybriden Lernformen können Einrichtungen, die diese Art des Zugangs zu ihren Systemen ermöglichen, weitere Schwachstellen aufweisen. Durch die Möglichkeit der mobilen Authentifizierung wird die Nutzung von BYOD-Richtlinien unterstützt. Denn sie ermöglicht Lernenden und Mitarbeitern die Anmeldung beispielsweise bei Studentenkonten und Online-Prüfungen und beschränkt gleichzeitig diesen Zugriff auf verifizierte Benutzer.
- Internet of Things (IoT): Das Lernen ist in den letzten drei Jahrzehnten interaktiver geworden, nicht zuletzt durch den Einsatz von Geräten wie Smartboards, Computern und Tablets. Viele Bildungssysteme sind dabei von der Nutzung des IoT abhängig, darunter Sicherheitssysteme, Geräte zur Bibliothekskatalogisierung sowie Finanz- und Zahlungssysteme. Vernetzte Geräte machen das Lernen einfacher zugänglich und ansprechender und bieten maßgeschneiderte Lernerfahrungen. Sie können aber auch eine Schwachstelle darstellen, die Angreifer ausnutzen können. Es ist daher unbedingt erforderlich, dass Bildungseinrichtungen diese Systeme und Geräte durch eine sichere Geräteanmeldung schützen, um Unterbrechungen des Lernbetriebs und das Abgreifen persönlicher und finanzieller Daten zu verhindern.
Bewährte Praktiken für die Implementierung und Aufrechterhaltung einer starken digitalen Sicherheitsinfrastruktur
Die größte Herausforderung, wenn Bildungseinrichtungen eine solide digitale Sicherheitsstruktur aufbauen wollen, besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen dem Management von Sicherheitsrisiken und dem vorhandenen Budget herzustellen. Die digitale Sicherheit wird dabei häufig nicht als Priorität angesehen. Im Folgenden finden Sie einige bewährte Verfahren für ein solides, langfristiges Sicherheitskonzept, um Ressourcen angemessen zu verteilen und Risiken zu verringern:
- Durchführen regelmäßiger Risikobewertungen: Die Einrichtungen müssen über eine solide Infrastruktur verfügen, die zur Risikominderung beiträgt – sie müssen also regelmäßige Risikobewertungen durchführen, um Schwachstellen zu ermitteln und zu beheben. Vor allem bei größeren Einrichtungen, wie Hochschulen und Universitäten mit mehreren Fachbereichen, sind die Systeme an verschiedenen Stellen angreifbar. Die entsprechenden Risiken müssen regelmäßig analysiert werden, um die richtigen Ressourcen und Lösungen mit einem anpassbaren Ansatz für bestehende und neue Schwachstellen bereitzustellen.
- Aufklärung und Sensibilisierung: Menschliche Fehler sind ein Hauptrisikofaktor. Dabei stellen Phishing-, Spoofing- und Social-Engineering-Angriffe die Hauptrisiken im Bildungsbereich dar. Die Einrichtungen müssen dafür sorgen, dass alle Abteilungen umfassende Sensibilisierungsprogramme für Lernende und Mitarbeiter durchführen. Diese müssen regelmäßig aktualisiert werden und gleichzeitig die bewährten Verfahren verstärken.
- Bewertung von Drittanbietern: Drittanbieter von externen Dienstleistungen stellen für kleinere und größere Einrichtungen gleichermaßen ein erhebliches Risiko dar, da sie häufig persönliche und finanzielle Daten der Lernenden weitergeben müssen. Drittparteien können alles Mögliche anbieten, einschließlich Software für Schülerinformationen, Online-Ressourcen, vernetzte Geräte im Klassenzimmer und Zahlungsplattformen. Selbst wenn sie selbst eine umfassende Sicherheitsinfrastruktur haben, müssen alle Einrichtungen Sicherheitsrichtlinien erstellen und einhalten, mit denen sie neue und vorhandene Anbieter regelmäßig bewerten.
- Regelmäßige Aktualisierungen: Viele Bildungseinrichtungen verlassen sich noch immer auf veraltete Systeme, Software und Hardware. Ältere und hybride Technologien und Systeme sind oft nicht mit modernen Cybersicherheitssystemen kompatibel und daher anfällig. Die Einrichtungen müssen alle Geräte und sämtliche Lernsoftware regelmäßig aktualisieren, um gegen neue Cyberangriffstaktiken geschützt zu sein.
- Erstellung eines Plans zur Reaktion auf Vorfälle: Es ist extrem wichtig, dass jede Einrichtung über einen Reaktionsplan verfügt, falls eine Schwachstelle erkannt wird oder eine Sicherheitsverletzung auftritt. Es könnte eine Schwachstelle in einem schwachen oder veralteten System auftauchen, die ausgenutzt werden kann, oder die E-Mail eines Mitarbeiters könnte kompromittiert worden sein. Jede Einrichtung oder Organisation sollte über eine Strategie verfügen, um auf solche Szenarien zu reagieren und den Schaden zu begrenzen. Diese Strategie Folgendes enthalten: einen Überblick über den Umgang mit häufigen Vorfällen, ein spezielles Team für Zwischenfälle, einen Kommunikationsplan zur Benachrichtigung des Personals und aller von dem Vorfall betroffenen Personen, sowie die Möglichkeit für einen Rückblick auf den Vorfall und eine Aktualisierung des Sicherheitsplans und der Risikobewertung.
Ausgleich von Budgets durch die Planung digitaler Sicherheit
Viele Bildungseinrichtungen werden durch ihr zu niedriges Budget daran gehindert, der Verwaltung ihrer Sicherheitsinfrastruktur Priorität zu geben. Die Folgen eines Zwischenfalls können jedoch weitreichend sein. Daher sollte die digitale Sicherheit auch für den Bildungssektor höchste Priorität haben.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Bildungseinrichtungen, solche Herausforderungen abzuschwächen. Mit einem umfassenden Sicherheitsplan können Bildungseinrichtungen langfristige Risiken bewältigen und Sicherheitsbedürfnissen Priorität geben, bevor Probleme entstehen.
Wenn das Thema Sicherheit auf diese Weise Vorrang erhält, lassen sich die Ressourcen effektiver umverteilen. Durch die Zusammenarbeit mit einem vertrauenswürdigen PKI-Partner, der über ein umfassendes Lösungs- und Automatisierungsangebot verfügt, können IT-Abteilungen den Zeitaufwand für die manuelle Verwaltung von Zertifikaten und die Reaktion auf Vorfälle reduzieren. Dadurch können sie sich auf die Wartung und Aktualisierung von Bildungssystemen und -plattformen konzentrieren, was den Lernenden zugute kommt.
Da der Bildungssektor großen Risiken ausgesetzt ist, müssen die Einrichtungen den Schutz der Daten von Lernenden, Personal, Finanzen, Forschung und Sicherungsverfahren gewährleisten. Und sie müssen sich Präventionsmethoden nutzen, die der Sicherheit Priorität geben, bevor Risiken entstehen, und sie müssen sichere, vertrauenswürdige Lösungen und Praktiken verwenden.